Informelle Gespräche am Arbeitsplatz können vielfältige Themen abdecken, vom letzten Urlaub bis zur aktuellen Politik. Doch wie wirken sich politische Gespräche am Arbeitsplatz auf uns aus? Dieser Frage ist eine arbeits- und organisationspsychologische Studie nachgegangen, die untersucht hat, welche Auswirkungen politische Gespräche am Arbeitsplatz auf unbeteiligte Zuhörende haben.
„Hast du das mit dem Minister gehört?“, „Das mit dem Sondervermögen ist ja spannend.“, „Wegen des neuen Gesetzes muss ich jetzt echt überlegen, was ich mit meiner Heizung mache!“ So oder so ähnlich könnten Gespräche am Arbeitsplatz unter Kolleg:innen beginnen. Bestimmt haben auch Sie schon ähnliche Gespräche selbst geführt oder mitbekommen. Die Gemeinsamkeit dieser Gespräche ist, dass alle Themen auch einen Politikbezug haben. Dabei ist dieser jedoch mehr oder weniger offensichtlich.
Die Besonderheit von politischen Gesprächen am Arbeitsplatz liegt dabei darin, dass Mitarbeitende auch mit gegensätzlichen politischen Ansichten konfrontiert werden. Tatsächlich ist der Arbeitsplatz sogar der Ort, an dem dies am wahrscheinlichsten vorkommt (Mutz & Mondak, 2006). In unserem Freundeskreis und auch innerhalb unserer Familie werden oft, aber nicht immer, eher ähnliche politische Ansichten vertreten. Am Arbeitsplatz hingegen können wir uns unsere Kolleg:innen nicht immer aussuchen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass wir mit Personen zusammenarbeiten, die andere politische Positionen vertreten. Im ersten Moment muss das erstmal nicht unbedingt schlecht sein.
Allerdings zeigt eine Untersuchung von Rosen und Kolleg:innen (2024), dass schon das Mitbekommen von politischen Gesprächen am Arbeitsplatz negative Auswirkungen haben kann. In ihrer Untersuchung haben die Autor:innen drei Studien durchgeführt. In der ersten Studie sollten sich die Teilnehmenden an ein politisches Gespräch am Arbeitsplatz erinnern, das sie mitbekommen hatten. Danach sollten die Teilnehmenden angeben, wie sie sich damals gefühlt haben. In der zweiten Studie nahmen die Teilnehmenden drei Wochen lang täglich an drei kurzen Befragungen teil. In diesen Befragungen gaben die Teilnehmenden an, ob sie politische Gespräche am Arbeitsplatz mitbekommen hatten, wie sie sich fühlten und wie zufrieden sie mit ihrer Arbeit und ihrer Zielerreichung waren.
In der dritten Studie wurden die Teilnehmenden erneut gebeten, sich an eine Gesprächssituation an ihrem Arbeitsplatz zu erinnern. Diesmal variierten Rosen und Kolleg:innen (2024) jedoch, ob die Teilnehmenden sich an eine politische Gesprächssituation erinnern sollten, in der sie dem Inhalt des Gesprächs zustimmend oder ablehnend gegenüberstanden. Alle drei Studien zeigten, dass das Mitbekommen politischer Gespräche am Arbeitsplatz zu negativen Emotionen führte – allerdings nur, wenn sich die Teilnehmenden als unähnlich zu ihren Kolleg:innen wahrnahmen. Diese negativen Emotionen beeinflussten wiederum die Arbeitszufriedenheit und die Zielerreichung der Teilnehmenden negativ. Das Mitbekommen politischer Gespräche führte also dazu, dass die Personen weniger zufrieden mit ihrer Arbeit waren und auch ihre Arbeitsziele weniger erreichten. Dabei zeigten die Ergebnisse der dritten Studie, dass auch der Inhalt des Gesprächs relevant ist: Gesprächsthemen, mit denen die Teilnehmenden übereinstimmten, lösten keine negativen, sondern sogar positive Emotionen aus.
Was bedeutet das jetzt für unseren Arbeitsalltag? Politische Gespräche am Arbeitsplatz sind nicht per se schlecht oder negativ, vielmehr kommt es darauf an, wie ähnlich unsere eigenen politischen Ansichten und die unserer Kolleg:innen sind. Wenn wir ähnliche Ansichten vertreten, kann der Austausch über Politik sogar positive Emotionen hervorrufen. So gesehen, könnte das Mitbekommen oder auch Führen politischer Gespräche sogar zu einer stärkeren Bindung unter Kolleg:innen führen. Diese stärkere Bindung kann sich dann auch positiv auf die zukünftige Arbeit auswirken, beispielsweise durch eine höhere Solidarität oder mehr Hilfe bei schwierigen Aufgaben.
Literaturverzeichnis
Mutz, D. C., & Mondak, J. J. (2006). The workplace as a context for cross-cutting political discourse. Journal of Politics, 68(1), 140–155. https://doi.org/10.1111/j.1468-2508.2006.00376.x
Rosen, C. C., Koopman, J., Gabriel, A. S., Lee, Y. E., Ezerins, M. & Roth, P. L. (2024). Hidden consequences of political discourse at work: How and why ambient political conversations impact employee outcomes. Journal Of Applied Psychology, 109(6), 795–810. https://doi.org/10.1037/apl0001171
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