Vor einem Test oder einer Klausur mit hochrotem Kopf über den Büchern zu sitzen, diese Erfahrung ist vielen von uns bestens vertraut. Aber warum müssen wir uns eigentlich so sehr anstrengen, um neues Wissen in unseren Kopf zu bekommen? Bildgebende Verfahren in Verbindung mit mathematischen Modellen ermöglichen es, durch Computersimulationen Einblick in die Prozesse zu erhalten, die im Gehirn ablaufen. Damit lässt sich feststellen, welche Faktoren beim Lernen besonders viele Ressourcen verbrauchen.
Schon Volksweisheiten sind sehr widersprüchlich, was die Entwicklung unseres Denkens im Alter angeht. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ steht Floskeln wie „der weise Alte“ gegenüber. Neuropsychologische Forschung konnte zeigen, dass die obigen Weisheiten tatsächlich beide Wahres in sich tragen. Einerseits wird es im Alter immer schwieriger, Neues zu lernen, da sich viele Prozesse der Wahrnehmung und Informationsverarbeitung verlangsamen. Andererseits haben Alte durch ihre Erfahrungen im Laufe des Lebens ein breites Weltwissen und Vokabular angelegt.
Nun, wer hätte das gedacht? Jede/-r! So könnte das Fazit nach dem Lesen der beiden Experimente lauten, die Amanda Gingerich und Tara Lineweaver 2014 in der Fachzeitschrift „Teaching of Psychology“ veröffentlicht haben. Dennoch ist es schön, dass Lehrende nun eine (vermeintlich) wissenschaftliche Fundierung ihrer lang gehegten These präsentieren können: Das Schreiben und Empfangen von SMS während des Unterrichts wirkt sich hinderlich auf das Lernen aus!
Lernen beinhaltet ständig Herausforderungen, weil man in der Regel nicht allen Anforderungen auf Anhieb gewachsen ist. Die Mathematikaufgaben sind zum Verzweifeln, statt der Physikformeln versteht man nur Bahnhof und die Französischvokabeln wollen einfach nicht in den Kopf. Sicher kennen Sie derartige Schwierigkeiten und vermutlich haben Sie auch schon beobachtet, dass sich Personen im Umgang mit solchen Problemen unterscheiden. Während das Auftreten von Widerständen manchen Frust bereitet, bekommen andere besonders Lust, die Hürde zu überwinden. Während diese ihre Bemühungen als sinnlos erachten, verstärken jene ihre Anstrengungen erst recht. Während die einen schließlich die Segel streichen, meistern die anderen die Aufgabe letztlich oft erfolgreich. Wie lassen sich solch gegensätzliche Reaktionen erklären?