Oft treten wir anderen Menschen mit bestimmten Erwartungen gegenüber. Beispielsweise würden Sie von Ihrem stillen, zurückhaltenden Bekannten erwarten, dass er bei sozialen Anlässen lieber im Hintergrund bleibt. Was aber, wenn Sie ihn in einer Bar antreffen und er nicht mehr aufhört, zu reden – würden Sie daraufhin Ihren Eindruck von ihm komplett überdenken?

Bild 1: Wir beobachten ständig das Verhalten anderer und werden ebenso von anderen beobachtet. Doch wie neutral sind wir, wenn wir unsere Verhaltensweisen gegenseitig interpretieren?

Wir beobachten ständig, wie andere Menschen sich verhalten – und erschließen daraus ihre vermeintlichen Ziele, Überzeugungen oder Eigenschaften. Doch noch bevor wir das Verhalten einer Person beobachten, ordnen wir sie häufig sozialen Kategorien zu. Wenn wir eine Person dabei nicht als Mitglied unserer eigenen Gruppe, sondern als Teil der “Anderen” verstehen, dann beeinflusst dies unser Verständnis ihres Verhaltens – oftmals zu ihrem Nachteil. Wir beschreiben in diesem Artikel, inwiefern wir aufgrund sozialer Kategorisierung häufig weniger neutrale BeobachterInnen sind als gedacht.

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Wir alle gesellen uns auf einer Party lieber zu der Person, die gerade etwas Nettes über jemand anderen sagt, als zum Lästermaul, was kein gutes Haar an anderen lässt. Die Einstellung, die wir anderen gegenüber äußern fällt auf uns zurück (Gawronski & Walther, 2008). Wie sinnvoll erscheinen in diesem Licht negative Kampagnen im Wahlkampf?

Oft werden Vorurteile als grundsätzlich falsch angesehen. Wie kann man Menschen aufgrund oberflächlicher Merkmale, wie ihrem Aussehen, beurteilen? Das Gleiche gilt natürlich auch für Politiker, bei denen ja die politische Meinung und nicht das Aussehen relevant sein sollte. Es zeigt sich aber, dass der erste visuelle Eindruck oft korrekt ist, wenn es darum geht politische Meinungen einzuschätzen. Selbst der Wahlerfolg kann von der Korrektheit solcher Einschätzungen abhängig sein.